Lernziele definieren und formulieren

Vom Lernwissenschafts- und -design-Team bei Udemy

Dieser vom Udemy-Lernwissenschaftsteam verfasste Guide enthält Profi-Tipps für das Definieren und Formulieren von Lernzielen im Rahmen der Content-Entwicklung.

 

Was sind Lernziele?

Lernziele geben Antworten auf die Frage: Was sollten die Nutzer können, nachdem sie diese Lernaktivität oder Lernerfahrung abgeschlossen haben? Hinweis: Wenn du Lernziele für einen Test oder eine Wissensabfrage formulierst, orientierst du dich daran, welche Fähigkeit der Nutzer du in diesem Test messen willst.

 

Lernziele definieren den Zweck der Lernerfahrung bzw. der Lernaktivität genauer. Sie sind nicht auf Themen, sondern auf die Lernenden bezogen, d. h., sie geben an, welche Aktionen die Nutzer danach ausführen können, nicht nur, mit welchen Themenbereichen sie sich auskennen werden. Diese präzisen, konkreten Angaben sind wichtig, denn wenn du nicht definierst, welche Aktion die Nutzer ausführen können sollen, kannst du hinterher nicht nachvollziehen, was die Nutzer tatsächlich gelernt haben. Lernziele sorgen also dafür, dass Lernerfahrungen nachweisbar und messbar sind.

 

Warum sollte ich Lernziele definieren?

Mithilfe von Lernzielen wird sichergestellt, dass das Lernerlebnis so aufgebaut ist, dass klar definierte Ergebnisse in einem bestimmten Ausmaß erreicht werden. Bei der Planung von Lernerfahrungen kannst du mithilfe von Lernzielen sicherstellen, dass dein Content die richtigen Lernaktivitäten bzw. die richtigen Prüfungselemente enthält, um den Erwerb der Fähigkeiten nachzuweisen.

 

Während der Erstellung des Contents ändern sich die ursprünglich geplanten Lernziele oftmals noch. Achte in diesem Fall darauf, dann auch die Anweisungen und Tests entsprechend anzupassen.

 

Je besser diese Komponenten aufeinander abgestimmt sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass sich der Lern-Content auf das Richtige konzentriert und dass sich mit den Tests (sofern vorhanden) nachweisen lässt, ob es gelernt wurde.

 

Lernziele formulieren

 

Ein Lernziel besteht im Grunde genommen aus zwei Teilen: 1) einem Aktionsverb, das die gewünschte Aktion bzw. Fähigkeit des Nutzers beschreibt, und 2) einer Beschreibung des spezifischen Kontexts für diese Leistungserbringung. Ein Lernziel sollte sich an folgender Struktur orientieren: Ein Nutzer sollte nach dem Abschluss dieser Lernaktivität Folgendes können: [definierte Bedingungen] [Aktionsverb]. Bei Tests: Nutzer, die diese Frage korrekt beantworten, haben damit bewiesen, dass sie das Lernziel anwenden können.

 

  1. Das Wichtigste ist die Auswahl des passenden Aktionsverbs. Dieses Verb sollte anhand der Schwierigkeitsstufe und des Verständnisgrads gewählt werden. Ein gängiges System zur Auswahl von Aktionsverben für Lernziele ist die Taxonomie nach Bloom. Du kannst dich dabei aber auch an der Aufgabe selbst orientieren (siehe die Beispiele unten).

 

  1. Als Nächstes verbindest du dieses Aktionsverb mit dem Kontext, in dem die Nutzer diese Tätigkeit ausführen sollen.
    1. Hinweis: Ein wirklich gut definiertes Lernziel besitzt einen Ausführungskontext, der aus der Bedingung (die Bedingung, unter der die Nutzer das beschriebene Verhalten ausführen) und dem Grad (der Grad gibt das gewünschte Level der akzeptablen Leistung an) besteht. Für unsere Zwecke ist es ausreichend, wenn wir uns eher auf die Bedingung konzentrieren.

 

Beispiele für wirklich gut formulierte Lernziele:

  • Dreiecke aus vielen verschiedenen 2D-Formen korrekt identifizieren. (Level: Verstehen)
  • Multi-Container-Spezifikationen mit YAML für Docker Compose schreiben. (Level: Anwenden)
  • Datensätze mit Gruppierungen und Aggregationen in PivotTables zusammenfassen. (Level: Analysieren)

 

Tipps zum Formulieren und Optimieren von Lernzielen (Quelle)

 

  • Fasse dich kurz und konzentriere dich auf ein einziges Ergebnis. So kannst du einfacher bestimmen, ob das Ziel erreicht wurde, und musst nicht zwischen Teilerfolg und Kompletterfolg unterscheiden.
  • Damit die Lernziele nachweisbar und messbar sind, solltest du keine schwammigen Verben verwenden, die nicht objektiv bewertet werden können. Verwende aktive Verben, die beschreiben, was die Nutzer am Ende können werden. Vermeide also beispielsweise Wörter wie verstehen, lernen und wissen.
  • Lernziele sollten auf die Lernenden bezogen sein und auf das erwartete Nutzerergebnis abzielen. Beginne deine Lernziele daher mit der Formulierung „Die Teilnehmer:innen/Nutzer:innen werden am Ende in der Lage sein, …“, selbst wenn du diese Formulierung in der finalen Version wieder herausnimmst.

 

So formulierst du wirklich gute Lernziele

 

  1. Überlege dir, welche realen Aktivitäten die Nutzer in der Praxis ausführen können sollten. Wie wird das, was du unterrichtest, angewendet? Zu welchem Zweck? Wähle ein passendes Aktionsverb aus, das diese realen Aktionen widerspiegelt.
  • Ermittle die Komplexität der Aktion, die die Nutzer ausführen sollen, mithilfe der sechs Lernebenen der Taxonomie nach Bloom (Kennen, Verstehen, Anwenden, Analysieren, Beurteilen, Erschaffen). Dies kann bei der Wahl des richtigen Verbs sehr hilfreich sein.
  • Beispiel: Bei deinem neuen Udemy-Kurs geht es um Management und der Abschnitt, den du vorbereitest, enthält eine Aktivität, in der die Nutzer das Geben von Feedback üben sollen. So fängst du an:
    : Feedback anhand des SBI-Frameworks (Situation/Behavior/Impact) geben (Level „Anwenden“ der Taxonomie nach Bloom).

 

  1. Füge weitere Kriterien hinzu, die angeben, wie oder wann das Ergebnis demonstriert oder angewendet werden kann, damit die Nutzer diese Angabe besser einordnen können.

Bsp.: Bei einer Mitarbeiterbeurteilung Feedback anhand des SBI-Frameworks (Situation/Behavior/Impact) geben.

 

  1. (Optional) Definiere den Grad der Leistung, bei dem das Lernziel als erreicht gilt.

Bsp.: Bei einer Mitarbeiterbeurteilung Feedback anhand des SBI-Frameworks (Situation/Behavior/Impact) unter Berücksichtigung aller Bewertungskriterien deines Unternehmens geben.

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